WORDS
  KOSTÜM TOTAL

Kostüm Total ist ein Gemeinschaftsprojekt der beiden bildenden Künstler
Alexander Györfi und Peter Holl.

 
Kostüm Total
Ihre ersten Auftritte in der Öffentlichkeit hatten Kostüm Total bei privaten Festen und in Kunstinstitutionen wie dem Künstlerhaus Stuttgart (Maskharat, Ball der Demaskierung, 2006) oder dem Club für Flüssigkeiten und Schwingungen in Stuttgart (friends in bands, 2008). Bei ihren musikalischen Performances treten die beiden Künstler in aus Stoff, Pappmachee und Karton fabrizierten Kostümen auf, die in reinem Schwarz-Weiß gehalten sind. Die Formen, die in den Kostümen auftauchen, sind die reinen Grundformen der Kugel, des Kegels und des Zylinders. Die Gesichter der beiden sind dabei auf eine solche Art geschminkt, dass die schwarz-weiße Bemalung sie mit dem Kostüm verschmelzen lässt und die Akteure zur Kunstfigur stilisiert werden. Das Kostüm, die Schminke und die durch die steifen Kostüme vorgegebenen Bewegungen dieser Kunstfiguren erinnern zum einen an Bühnen- und Tanzexperimente der klassischen Moderne wie etwa die Kollaborationen des russischen Balletts mit Künstlern wie Picasso oder das Triadische Ballett von Oskar Schlemmer, man denkt aber auch an Straßentheater oder Pantomimeproduktionen. In einer scheinbar pendelnden Bewegung bewegen sich Kostüm Total so zwischen den Polen High und Low. Durch die Koppelung von Referenzen, die sich auf Ikonen der klassischen Moderne von Futurismus bis Bauhaus beziehen mit den Klischees des Theatralischen, durch eine Vermischung von Ernst mit Unernst, führen die Künstler die Performance in ein lebendiges Spiel voller humoristischer Brechungen.

Die Musik der Konzerte von Kostüm Total changiert zwischen Elektropop und experimenteller Avantgarde, wobei ihre deutschsprachigen Texte bizarre, futuristische und mathematische Welten kreieren. Klassische Songstrukturen, bei denen sich Strophen und Refrains abwechseln und die Verwendung von Reimen machen ihre Lieder zu regelrechten Popsongs.

Im letzten Jahr ist ein Film entstanden, für den die beiden Künstler Requisiten aus schwarz-weiß bemaltem Styropor gebaut haben. Bei diesen Requisiten handelt es sich um Attrappen von Musikinstrumenten. Diese Instrumente sind mit unterschiedlichsten Knöpfen, Schaltern, Schiebereglern, überdimensionierten Hebeln und Zahnrädern versehen. Im Film lassen sich die beiden Geschöpfe bei der Arbeit an ihren Musikmaschinen in einer Art Soundlabor beobachten. Die Tonspur zu den Aktionen der beiden Forscher basiert auf geräuschartigen Sounds, die an die Idee des objét sonore anknüpfen. Unterbrochen wird dieser erste Teil des Films immer wieder von Sequenzen, die in der Technik der Stopptrickanimation entstanden sind. Diese Sequenzen funktionieren wie sich bewegende abstrakte Bilder (auch hier lässt sich wieder an die klassische Moderne anknüpfen, etwa an Hans Richter oder Oskar Fischinger). Es entsteht der Eindruck einer sich aus der Abstraktion entwickelnden fremden Welt, aus der sich die Instrumente und ihre Musiker allmählich herausschälen.

Ein anderer Teil des Films von Kostüm Total basiert auf einem ihrer Songs („Im Gegenlicht“) und funktioniert im Gegensatz zum abstrakten und experimentellen ersten Teil des Films wie ein Musikclip.

Für die Ausstellung Experimenta FOLKLORE im Frankfurter Kunstverein planen Alexander Györfi und Peter Holl eine Rauminstallation, in die eine Projektion ihrer Filmarbeit integriert sein wird. An den schwarz gestrichenen Wänden des Ausstellungsraums werden bemalte Trichter angebracht sein, hinter denen sich Lautsprecher verbergen, aus denen die Geräusche zum Film zu hören sein werden. Innerhalb der Installation wird nur der erste Teil des Films mit den abstrakten Passagen und den im Soundlabor experimentierenden Kunstfiguren zu sehen sein. Den Musikclip kann man auf einem Monitor an einer anderen Stelle im Kunstverein betrachten. Die Rauminstallation beinhaltet neben der Filmprojektion und den Trichtern an den Wänden verschiedene Requisiten, so zum Beispiel eine mit einer schwarz-weißen Gitterstruktur bemalte Holzrampe oder einen weißen Paravent, der an eine vergrößerte Lautsprecherfront erinnert und dessen schlitzförmige Öffnungen das Dahinterliegende nur schemenhaft erahnen lassen. Diese Requisiten verleihen dem Ausstellungsraum den Charakter eines Bühnenbilds; zusätzlich zu ihrem Dasein als Ausstellungsobjekte bilden sie den Rahmen für einen möglichen Auftritt von Kostüm Total.
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